Installation ADSL unter Debian oder Ubuntu in Österreich
Dieser Text erklärt die Konfiguration eines PC mit installiertem Debian GNU/Linux oder Ubuntu für einen ADSL-Internetzugang in Österreich.
Basiswissen über Netzwerktechnik (was ist eine IP-Adresse, was ist ein Ping...) und grundlegender Umgang mit dem Debian/Ubuntu-System wird als Vorwissen vorausgesetzt.
Wissenswertes über ADSL in Österreich
In Österreich wird, anders als in den meisten anderen europäischen Ländern, PPTP (Point-To-Point-Tunneling-Protocol, RFC 2637) als Protokoll für den Verbindungsaufbau verwendet.
Manche Provider trennen die Verbindung nach Ablauf einer bestimmten Zeit automatisch (z.B. die Telekom nach genau 8 Stunden). Das ist Absicht und kein Fehler.
Das "Alcatel Speed Touch"-Modem, das von der Telekom verwendet wird, ist werksmäßig auf die IP-Adresse 10.0.0.138 eingestellt.
Der einfachere Weg
Es kann sein, das Sie diese Anleitung gar nicht benötigen - weil Sie Ihr Modem zum Router umkonfigurieren können.
Wenn Sie ein SpeedTouch 510 haben, folgen Sie dieser Anleitung und Sie brauchen keinen PPTP-Client auf Ihrem PC zu installieren!
Der Rest dieser Seite beschreibt, wie Sie Ihren PC konfigurieren müssen, wenn Sie das Modem ohne Routerfunktion betreiben.
Benötigte Pakete
Das einzige nicht in der Grundinstallation vorhandene Paket, das wir benötigen, heißt pptp-linux.
Dieses Paket ist nicht auf der Debian CD für Netzwerkinstallation. Um also einen ADSL-Zugang mit Debian einzurichten, braucht man für die Installation einen anderen bereits funktionierenden Internetzugang, oder die Installation muss von einem kompletten Satz CDs oder DVDs durchgeführt werden.
Ubuntu-Anwender haben mehr Glück: das Paket "pptp-linux" ist auf der Installations-CD enthalten.
Schrittweise Installation
Schritt 1: Verbindung zum Modem aufbauen
Auf dem ADSL-Modem läuft ein DHCP-Server. Eine automatische Konfiguration des Netzwerkanschlusses des Rechers über DHCP wäre also möglich, und es ist auch sehr verleitend, das zu tun. Tun Sie's nicht! Denn die automatische Konfiguration über DHCP setzt nicht nur die IP-Adresse, sondern auch das Default-Gateway und den DNS-Server, und für die letzten beiden Parameter stellt das ADSL-Modem falsche Parameter zur Verfügung.
Konfigurieren Sie also die Netzwerkkarte manuell auf die IP-Adresse 10.0.0.140 und die Netzmaske 255.255.255.0. Die einfachste Art das zu tun, ist in der Datei "/etc/network/interfaces" folgende Zeilen einzutragen:
iface eth0 inet static
address 10.0.0.140
netmask 255.255.255.0
(Beachten Sie bitte, dass die eingerückten Zeilen mit Tabulator eingerückt sind, nicht mit Leerzeichen!)
... und dann mit "/etc/init.d/networking restart" das Netzwerk neu zu starten.
Nun kann die Verbindung zum Modem mit einem Ping auf 10.0.0.138 getestet werden.
Schritt 2: Konfiguration des PPTP-Client
Installieren Sie spätestens jetzt das Paket "pptp-linux".
Legen Sie eine Datei "/etc/ppp/peers/telekom" mit folgendem Inhalt an:
user (Teilnehmerkennung) noauth noipdefault defaultroute persist maxfail 0 noproxyarp pty "/usr/sbin/pptp 10.0.0.138 --nolaunchpppd"
(ersetzen Sie "(Teilnehmerkennung)" durch Ihre ADSL-Teilnehmerkennung, und geben Sie den Rest wortwörtlich so ein wie angegeben)
Tragen Sie in die Datei "/etc/ppp/chap-secrets" eine Zeile folgenden Inhalts ein:
(Teilnehmerkennung) * (Kennwort) *
(ersetzen Sie "(Teilnehmerkennung)" durch Ihre ADSL-Teilnehmerkennung wie oben, und "(Kennwort)" durch Ihr ADSL-Kennwort. Geben wie angegeben vor und nach dem Kennwort einen Stern ein, der durch mindestens ein Leerzeichen abgesetzt ist)
Durch Eingabe von "/usr/sbin/pppd call telekom" können Sie einen Verbindungsaufbau versuchen. Bei einem erfolgreichen Verbindungsaufbau sehen Sie bei "ifconfig" ein Netzwerkinterface "ppp0". Sie können nun bereits mit einem Ping auf eine beliebige (numerische) IP-Adresse (z.B. 213.33.76.130) die Verbindung zur Außenwelt testen.
Schritt 3: Konfiguration des DNS-Servers
Da wir ja kein DHCP verwenden, müssen wir den DNS-Server manuell in der Datei "/etc/resolv.conf" eintragen. Für einen normalen ADSL-Zugang bei der Telekom sieht diese Datei dann z.B. so aus:
nameserver 195.3.96.67 195.3.96.68
Die genauen IP-Adressen der DNS-Server erhalten Sie vom Provider.
Nachdem dieser Eintrag gemacht ist, können Sie einen Ping auf eine beliebige Internetadresse versuchen (z.B. auf "www.bytewise.at").
Schritt 4: Automatisierung
Um Debian bzw. Ubuntu dazu zu bringen, bei jedem Start des Rechners die Verbindung zum Internet selbständig herzustellen, tragen wir folgende Zeilen in der Datei "/etc/network/interfaces" ein:
auto ppp0
iface ppp0 inet ppp
provider telekom
(auch hier ist wieder die Einrückung mit einem Tabulator zu machen)
Fehlersuche
Das wichtigste Werkzeug bei der Fehlersuche ist das Systemprotokoll, zu finden unter "/var/log/syslog". So sieht das Protokoll eines erfolgreichen Verbindungsaufbaus aus:
Mar 22 15:41:15 budapest pppd[4777]: pppd 2.4.4b1 started by root, uid 0 Mar 22 15:41:15 budapest pptp[4780]: anon log[main:pptp.c:267]: The synchronous pptp option is NOT activated Mar 22 15:41:15 budapest pppd[4777]: Using interface ppp0 Mar 22 15:41:15 budapest pppd[4777]: Connect: ppp0 <--> /dev/pts/0 Mar 22 15:41:15 budapest pptp[4786]: anon log[ctrlp_rep:pptp_ctrl.c:251]: Sent control packet type is 1 'Start-Control-Connection-Request' Mar 22 15:41:15 budapest pptp[4786]: anon log[ctrlp_disp:pptp_ctrl.c:738]: Received Start Control Connection Reply Mar 22 15:41:15 budapest pptp[4786]: anon log[ctrlp_disp:pptp_ctrl.c:772]: Client connection established. Mar 22 15:41:16 budapest pptp[4786]: anon log[ctrlp_rep:pptp_ctrl.c:251]: Sent control packet type is 7 'Outgoing-Call-Request' Mar 22 15:41:16 budapest pptp[4786]: anon log[ctrlp_disp:pptp_ctrl.c:857]: Received Outgoing Call Reply. Mar 22 15:41:16 budapest pptp[4786]: anon log[ctrlp_disp:pptp_ctrl.c:896]: Outgoing call established (call ID 0, peer's call ID 1). Mar 22 15:41:19 budapest pppd[4777]: CHAP authentication succeeded Mar 22 15:41:19 budapest pppd[4777]: local IP address 62.47.234.169 Mar 22 15:41:19 budapest pppd[4777]: remote IP address 62.47.255.254
Automatischer Verbindungsaufbau klappt nicht nach einem Reboot
Wenn bei bestehender Verbindung zum Internet rebootet wird, kann es passieren, dass das ADSL-Modem gar nicht mitbekommt, dass der Rechner rebootet wurde, und die bestehende Verbindung mit dem Rechner fortsetzen will. Der Rechner will aber eine neue Verbindung aufbauen, und die beiden werden sich nicht einig.
Abhilfe schafft hier nur zwischen dem Herunterfahren und dem Hochstarten das Modem aus- und wieder einzuschalten oder lange genug zu warten.