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Ein kleines Gedankenexperiment

Vielleicht sind die Auswirkungen der Urheberrechtsreform noch nicht für jeden direkt vorstellbar. Was wäre, wenn das Gesetz in der geplanten Fassung schon seit 100 Jahren bestehen würde?

  • Sie hätten ein paar alte Schallplatten zuhause? Ihr Pech. Die Musik auf den Schallplatten ist nach einem patentierten Verfahren verschlüsselt, und der Patentinhaber stellt keine Plattenspieler mehr her. Das Überspielen der Musik auf Kassetten oder eine CD ist entweder nicht erlaubt oder wurde technisch unmöglich gemacht.

  • Sie hätten ein paar CDs gekauft? Das kann teuer werden! Damit die CD nicht kopiert werden kann, kann sie nur auf den CD-Playern von bestimmten Herstellern abgespielt werden. Sie brauchen einen CD-Player von Sony (für die Sony-CDs) und einen von Ariola (für die Ariola-CDs). Beide CD-Player haben den Lautsprecher fix einbebaut und keinen Anschluss für einen Verstärker oder externe Lautsprecher, um das Überspielen auf Kassette zu verhindern.

  • Sie hätten ein Programm für Ihren Computer gekauft? Sicher nicht. Vielleicht gemietet. Zwangsupdates inbegriffen - auch wenn Sie lieber die alte Version behalten hätten: Sie müssen jährlich die neue Version nachkaufen, zu dem Preis, den der Hersteller vorgibt, ob Sie's brauchen oder nicht. Wenigstens die Kurse im WIFI und in der Volkshochschule sind gut besucht, denn laufendes (sinnloses) Umlernen ist Gesetz.

  • Ein Programm, mit dem Sie arbeiten, funktioniert nicht? Behalten Sie's für sich! Das Reden über Programmfehler kann Sie ins Gefängnis bringen. Andererseits, nützen würde es sowieso nichts, denn durch die Lizenzverträge haben Sie sowieso kein Recht darauf, dass ein Programm, für das Sie bezahlt haben, auch funktioniert.

Unvorstellbar, nicht?

Aber es könnte zu unserer Zukunft werden.

Ein ähnliches (und genauso erschreckendes) Gedankenexperiment finden Sie unter http://www.gnu.org/philosophy/right-to-read.de.html


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